Zu Recht oder zurecht? – So vermeiden Sie typische Fehler

Der Lehrer tadelte den Schüler zu Recht. Doch als der Schüler daraufhin zurechtgewiesen wurde, kam er nicht mehr zurecht.

Was Sie beim Lesen dieses Satzes etwas verwirren mag, ist ein typisches Beispiel für die häufig falsch geschriebenen Wendungen «zu Recht» und «zurecht». Diese beiden Schreibweisen klingen gleich, sind aber in ihrer Bedeutung und Verwendung grundverschieden. Lassen Sie uns die Unterschiede einmal genauer anschauen.

«Zu Recht» – mit Berechtigung

Der Ausdruck «zu Recht» wird immer getrennt geschrieben. Er bedeutet so viel wie «mit Berechtigung», «berechtigterweise» oder «mit Recht» und steht in Kontexten, in denen etwas als gerechtfertigt oder angemessen bewertet wird.

Beispiele:

  • Der Lehrer tadelte den Schüler zu Recht.
  • Die Bürger protestieren zu Recht gegen die geplanten Kürzungen.

Eine einfache Eselsbrücke: Ersetzen Sie «zu Recht» gedanklich durch «berechtigterweise». Ergibt der Satz weiterhin Sinn, dann ist die Getrenntschreibung korrekt.

«Zurecht» – nur als Verbpartikel

Das alte Adverb «zurecht» hat in der modernen Sprache nur noch in Verbindung mit bestimmten Verben Bestand. Es tritt also als Verbpartikel auf, zum Beispiel:

  • sich zurechtfinden: Sie wird sich hier sicher schnell zurechtfinden.
  • mit etwas zurechtkommen: Er kommt mit den neuen Aufgaben gut zurecht.
  • jemanden zurechtweisen: Der Lehrer wies den frechen Schüler zurecht.

Sie sehen: In den Beispielen steht «zurecht» nie allein, sondern immer in Kombination mit einem Verb.

Geliket, gelikt oder geliked?

Am 20. August 2024 ist die 29. Auflage des Duden erschienen. Das Standardwerk der deutschen Rechtschreibung wurde um 3000 Einträge erweitert. Darunter sind Wörter wie Triggerwarnung, ChatGPT, prompten und nerdig. Ausserdem enthält der Duden jetzt auch angepasste Varianten bei Anglizismen, zum Beispiel beim Verb «liken».

Lange akzeptierte der Duden nur die Schreibweise gelikt. Denn normalerweise gilt: Englische Verben werden im Deutschen wie ein deutsches Verb mit gleicher Endung konjugiert. Deshalb bildet man liken wie lenken:

  • lenken: du lenkst, er lenkt, ich habe gelenkt
  • liken: du likst, er likt, ich habe gelikt

Neu ist aber auch geliked korrekt – für das sich sowieso bereits viele intuitiv entschieden haben. Die Regel dahinter: Im Partizip II gilt diese Schreibweise für alle Verben, die im Englischen ein stummes e haben, so wie to like – geliked und to fake – gefaked.

Kommas richtig setzen

Das Komma dient dazu, Sätze zu gliedern. Im Deutschen setzen wir das Komma in erster Linie nach grammatischen Gesichtspunkten – und es gilt: kein Komma ohne Grund! Denn falsch gesetzte Kommas verwirren die Lesenden.

1. Trennen Sie Haupt- und Nebensatz mit einem Komma

Kommas grenzen Haupt- von Nebensätzen ab. Hauptsätze erkennen Sie daran, dass sie für sich allein stehen können: «Die Software läuft einwandfrei.» Nebensätze hingegen können nicht für sich stehen: «Dass die Software reibungslos läuft.»

Nebensätze werden zum Beispiel mit Relativpronomen wie der, die, das eingeleitet. Das Komma steht immer vor dem Relativpronomen:

  • Die Software, die nicht richtig funktioniert.
  • Ich wehre gerade einen Hacker ab, der in das System eindringen will.

Nebensätze erkennen Sie auch an Signalwörtern wie aber, bevor, dass, nachdem, obwohl, um, weil, wenn. Setzen Sie das Komma immer vor das Signalwort:

  • Ich gehe davon aus, dass der Code fehlerfrei ist.
  • Du brauchst ein Programm, um Hacker abzuwehren.

2. Kommas bei eingeschobenen Nebensätzen

In einen eingeschobenen Nebensatz können Sie Erklärungen oder zusätzliche Informationen packen. Setzen Sie jeweils am Anfang und am Ende des Einschubs ein Komma:

  • Der Entwickler, der das letzte Update programmiert hat, ist heute nicht im Büro.

Prüfen Sie aber immer, ob es den Einschub wirklich braucht. Denn häufig ist er unnötig und Sie können ihn streichen:

  • Mit Einschub: Der Server, der bei uns steht, läuft immer noch.
  • Ohne Einschub: Der Server läuft immer noch.

3. Trennen Sie die einzelnen Teile einer Aufzählung mit Kommas

Wenn Sie eine Aufzählung haben, dann müssen Sie die einzelnen Teile mit Kommas trennen:

  • Wir sind Ihr Partner für die Konzeption, Inbetriebnahme und Wartung von Netzwerken.
  • Als Programmiersprachen stehen Java, Python und Visual Basic zur Auswahl.

Setzen Sie kein Komma vor den letzten Teil der Aufzählung. Die letzten Teile einer Aufzählung erkennen Sie an diesen Signalwörtern: und, oder, sowie.

So weit oder soweit – ein Leerzeichen macht den Unterschied

Soweit ich weiss, wohnt sie doppelt so weit weg von der Arbeit wie ich.

Sie klingen gleich und geschrieben unterscheiden sie sich nur durch ein wenig Luft zwischen den Buchstaben. Doch so ähnlich sich soweit und so weit sind, so unterschiedlich sind ihre Funktion und Bedeutung.

Soweit ist eine Konjunktion, auch Bindewort genannt. Als solche verbindet das Wort Satzteile wie Haupt- und Nebensätze miteinander:

  • Gurken sind gesund, soweit mir bekannt ist.
  • Soweit ich es beurteilen kann, wird der Wasserstand weiter steigen.

So weit steht hingegen immer dann, wenn der Satz kein Bindewort benötigt. Die Kombination aus dem Adverb «so» und dem Adjektiv «weit» beschreibt vielmehr eine räumliche oder metaphorische Entfernung oder einen Zustand:

  • Der Content liegt vor, aber die Website ist noch nicht so weit.
     (Hier wird eine Entwicklung oder ein Zustand beschrieben.)
  • Wie weit ist es noch bis zum Ziel? So weit kann es nicht mehr sein.
     (Hier wird eine tatsächliche Entfernung angesprochen.)

Schliesslich hilft Ihnen auch diese Eselsbrücke, die richtige Schreibweise zu finden:

Wenn Sie soweit durch «soviel», «in dem Masse, wie», «nachdem, was» ersetzen können und der Satz dabei seine Bedeutung behält, schreiben Sie «soweit» zusammen. In allen anderen Fällen ist die getrennte Schreibweise so weit korrekt.

Dass oder das? So unterscheiden Sie die lautverwandten Cousins

In der gesprochenen Sprache sind sie klanglich kaum zu unterscheiden. Und im Schriftbild hat der eine lediglich ein «s» mehr auf der Hüfte als der andere. Die Rede ist von den Cousins das und dass.

Selbst Lektorinnen und Lektoren fällt es nicht immer auf, wenn sich da oder dort der falsche Cousin in den Satz stellt und der andere durch Abwesenheit glänzt. Und so finden sich in Texten immer mal wieder Sätze wie diese:

  • «Das Guerilla Marketing zeichnet sich gerade dadurch aus, das es auch mit kleinem Budget funktioniert.»
  • «So gibt es Unternehmen, die ihre Werbeaktionen völlig losgelöst von der übrigen Kommunikation planen – dass kann nicht funktionieren.»

Solche Fehler sind natürlich ärgerlich – gerade weil sie in Printprodukten nicht so einfach korrigiert werden können. Deshalb ist beim Schreiben und besonders beim Korrigieren Vorsicht geboten.

Mit der folgenden Erklärung fällt Ihnen die Wahl zwischen das und dass bestimmt gleich viel leichter.

Das

Das ist ein Artikel oder ein Relativpronomen. Als Artikel ist es vergleichbar mit der und die (zum Beispiel in «das Auto»). Als Relativpronomen leitet es einen Nebensatz ein und bezieht sich auf ein Nomen oder Pronomen im Hauptsatz. Zum Beispiel: «Ich sehe das Auto, das blau ist.» Hier bezieht sich «das» im Nebensatz auf «das Auto» im Hauptsatz.

Dass

Dass ist eine Konjunktion und leitet einen Nebensatz ein. Es hat jedoch keinen Bezug zu einem Wort im Hauptsatz. Es wird zum Beispiel benutzt, um eine Tatsache oder eine Meinung auszudrücken: «Ich denke, dass es heute regnen wird.»

Ein einfacher Test

Wenn Sie unsicher sind, ob das oder dass richtig ist, versuchen Sie, das durch dieses, jenes oder welches zu ersetzen. Funktioniert der Satz immer noch? Dann ist das richtig. Funktioniert der Satz so nicht mehr, sollten Sie dass verwenden.

Die indirekte Rede – knifflig, aber machbar

In Fachtexten ist es üblich, O-Töne von Expertinnen und Experten einzuflechten. Manchmal in Form von Zitaten, manchmal in indirekter Rede. Letztere nehmen wir im Folgenden genauer unter die Lupe.

Bei der indirekten Rede setzen wir das Verb vom Indikativ in den Konjunktiv. Als Beispiel nehmen wir ein Zitat von Person X:

  • Direkte Rede: «Die Werbekampagne ist bereits jetzt ein Erfolg.»
  • Indirekte Rede: Person X sagt, die Werbekampagne sei bereits jetzt ein Erfolg.

Soweit alles klar. Aber wenn wir uns die Grundregel für die Bildung der indirekten Rede anschauen, wird es doch noch etwas knifflig:

  • Die indirekte Rede steht im Konjunktiv I, wenn sich die benötigte Form vom Indikativ unterscheidet. Oder anders ausgedrückt: Wird in der indirekten Rede der Konjunktiv I erkannt, bleibt er stehen (z. B. er komme).
  • Ist die Form im Konjunktiv I und im Indikativ gleich (z. B. ich lüge), dann verwendet man den Konjunktiv II (z. B. ich löge).
  • Ist diese Form aber nicht gängig oder nicht eindeutig von einem Indikativ zu unterscheiden, verwendet man würde + Infinitiv (z. B. ich würde lügen), um die indirekte Rede klar zu markieren.

Schliesslich gibt es auch Fälle, in denen es die indirekte Rede gar nicht braucht. Nämlich dann, wenn eine Aussage mit «laut», «gemäss» oder «zufolge» eingeleitet wird:

  • Laut Person X ist (nicht: sei) die Werbekampagne bereits jetzt ein Erfolg.

Vorsicht vor dem Deppenleerzeichen

Ob auf Webseiten, in Social-Media-Posts oder in Fachtexten – immer öfter stossen wir auf das, was wir unter Rechtschreibnerds süffisant Deppenleerzeichen bezeichnen. Drei Kostproben:

  • Das Buch steht in der Stadt Bibliothek.
  • Er ist Diplom Ingenieur.
  • Sie bezahlt ihre Rechnung am Post Schalter.

Orthografisch gesehen handelt es sich bei den Kursivsetzungen jeweils um zwei separate Wörter, die nichts miteinander zu tun haben, weil ein Leerzeichen dazwischen liegt:

Stadt. Bibliothek. / Diplom. Ingenieur. / Post. Schalter.

Erst durch die Kopplung oder die Zusammenschreibung der beiden Wörter entsteht die korrekte Bedeutung: Ein Ort, an dem man Bücher ausleihen kann, ist die Stadtbibliothek. Erst durch einen Uniabschluss wird man zum Diplom-Ingenieur. Und der Postschalter ist für manche immer noch die erste Wahl, um ihre Rechnungen zu bezahlen.

Zum Glück ist die Regel, die dahinter steckt, leicht zu merken: Wann immer zwei Wörter zusammen eine neue Bedeutung ergeben, werden sie zusammengeschrieben oder mit einem Bindestrich gekoppelt.

Erstmalig und erstmals – gleich und doch anders

In der deutschen Sprache entscheiden oft Feinheiten darüber, ob eine Formulierung richtig oder falsch ist. Diese kleinen Unterschiede führen bei vielen Schreibenden immer wieder zu grosser Verwirrung. So auch bei den Begriffen «erstmalig» und «erstmals».

In den meisten Synonym-Datenbanken werden die Wörter als Synonyme des jeweils anderen aufgelistet. Das liegt wohl daran, dass sie von der Bedeutung her gleichwertig sind. Aber auch die Grammatik hat ein Wörtchen mitzureden: Aus grammatikalischer Sicht können «erstmalig» und «erstmals» nicht beliebig gegeneinander ausgetauscht werden. Doch woran liegt das?

Ganz einfach: «Erstmalig» ist ein Adverb, «erstmals» ist ein Adjektiv.

  • Ein Adverb beschreibt ein Verb und damit eine Tätigkeit oder Handlung näher:
    Das Theaterstück «Der Goalie bin ig» wird am Samstag erstmals aufgeführt.
  • Ein Adjektiv steht bei Substantiven (Hauptwörtern) und beschreibt diese näher:
    Die erstmalige Aufführung des Theaterstücks war ein voller Erfolg.

Die Unterscheidung ist also im Grunde ganz einfach – oder sollte es leicht heissen? Das ist ein Thema für einen anderen Beitrag.