Die indirekte Rede – knifflig, aber machbar

In Fachtexten ist es üblich, O-Töne von Expertinnen und Experten einzuflechten. Manchmal in Form von Zitaten, manchmal in indirekter Rede. Letztere nehmen wir im Folgenden genauer unter die Lupe.

Bei der indirekten Rede setzen wir das Verb vom Indikativ in den Konjunktiv. Als Beispiel nehmen wir ein Zitat von Person X:

  • Direkte Rede: «Die Werbekampagne ist bereits jetzt ein Erfolg.»
  • Indirekte Rede: Person X sagt, die Werbekampagne sei bereits jetzt ein Erfolg.

Soweit alles klar. Aber wenn wir uns die Grundregel für die Bildung der indirekten Rede anschauen, wird es doch noch etwas knifflig:

  • Die indirekte Rede steht im Konjunktiv I, wenn sich die benötigte Form vom Indikativ unterscheidet. Oder anders ausgedrückt: Wird in der indirekten Rede der Konjunktiv I erkannt, bleibt er stehen (z. B. er komme).
  • Ist die Form im Konjunktiv I und im Indikativ gleich (z. B. ich lüge), dann verwendet man den Konjunktiv II (z. B. ich löge).
  • Ist diese Form aber nicht gängig oder nicht eindeutig von einem Indikativ zu unterscheiden, verwendet man würde + Infinitiv (z. B. ich würde lügen), um die indirekte Rede klar zu markieren.

Schliesslich gibt es auch Fälle, in denen es die indirekte Rede gar nicht braucht. Nämlich dann, wenn eine Aussage mit «laut», «gemäss» oder «zufolge» eingeleitet wird:

  • Laut Person X ist (nicht: sei) die Werbekampagne bereits jetzt ein Erfolg.

Vorsicht vor dem Deppenleerzeichen

Ob auf Webseiten, in Social-Media-Posts oder in Fachtexten – immer öfter stossen wir auf das, was wir unter Rechtschreibnerds süffisant Deppenleerzeichen bezeichnen. Drei Kostproben:

  • Das Buch steht in der Stadt Bibliothek.
  • Er ist Diplom Ingenieur.
  • Sie bezahlt ihre Rechnung am Post Schalter.

Orthografisch gesehen handelt es sich bei den Kursivsetzungen jeweils um zwei separate Wörter, die nichts miteinander zu tun haben, weil ein Leerzeichen dazwischen liegt:

Stadt. Bibliothek. / Diplom. Ingenieur. / Post. Schalter.

Erst durch die Kopplung oder die Zusammenschreibung der beiden Wörter entsteht die korrekte Bedeutung: Ein Ort, an dem man Bücher ausleihen kann, ist die Stadtbibliothek. Erst durch einen Uniabschluss wird man zum Diplom-Ingenieur. Und der Postschalter ist für manche immer noch die erste Wahl, um ihre Rechnungen zu bezahlen.

Zum Glück ist die Regel, die dahinter steckt, leicht zu merken: Wann immer zwei Wörter zusammen eine neue Bedeutung ergeben, werden sie zusammengeschrieben oder mit einem Bindestrich gekoppelt.

Erstmalig und erstmals – gleich und doch anders

In der deutschen Sprache entscheiden oft Feinheiten darüber, ob eine Formulierung richtig oder falsch ist. Diese kleinen Unterschiede führen bei vielen Schreibenden immer wieder zu grosser Verwirrung. So auch bei den Begriffen «erstmalig» und «erstmals».

In den meisten Synonym-Datenbanken werden die Wörter als Synonyme des jeweils anderen aufgelistet. Das liegt wohl daran, dass sie von der Bedeutung her gleichwertig sind. Aber auch die Grammatik hat ein Wörtchen mitzureden: Aus grammatikalischer Sicht können «erstmalig» und «erstmals» nicht beliebig gegeneinander ausgetauscht werden. Doch woran liegt das?

Ganz einfach: «Erstmalig» ist ein Adverb, «erstmals» ist ein Adjektiv.

  • Ein Adverb beschreibt ein Verb und damit eine Tätigkeit oder Handlung näher:
    Das Theaterstück «Der Goalie bin ig» wird am Samstag erstmals aufgeführt.
  • Ein Adjektiv steht bei Substantiven (Hauptwörtern) und beschreibt diese näher:
    Die erstmalige Aufführung des Theaterstücks war ein voller Erfolg.

Die Unterscheidung ist also im Grunde ganz einfach – oder sollte es leicht heissen? Das ist ein Thema für einen anderen Beitrag.

Der Wiederholungstäter und die Widerspenstige

Manche Wörter sehen sich zum Verwechseln ähnlich – und klingen auch noch fast gleich. Das ist etwa bei «wieder» und «wider» der Fall. So klein der Unterschied auf den ersten Blick wirkt, so gross ist er in der Bedeutung: 

«Wieder» bedeutet «noch einmal, erneut». Es wird also immer dann verwendet, wenn es um eine Wiederholung geht: 

  • Er kommt wieder.
  • Er geht wieder in den Supermarkt. 
  • In Berlin beginnt der Wiederaufbau. 
  • Recycling bedeutet Wiederverwertung. 

Um sich das zu merken, denken Sie an einen Wiederholungstäter, der es nicht lassen kann, noch einmal etwas zu tun, das er zuvor schon einmal getan hat. Er liebt es einfach, die Dinge in Schleifen zu drehen. 

Anders die Widerspenstige: Sie ist eine Rebellin und setzt sich allem entgegen. Sie sucht die Konfrontation und ist immer anderer Meinung. Kein Wunder, denn «wider» bedeutet «gegen, entgegen»: 

  • Sie wird uns widersprechen. 
  • Sie widerlegt sein Argument. 
  • Wegen ihr hat er seine Aussage widerrufen. 
  • Widerwillig stellt sich die Widerspenstige ihrem Widersacher entgegen. 

Gross oder klein? Erste Hilfe bei Verben

Verben schreibt man immer klein. So haben wir das als Pappenheimer in der Schule gelernt. Allerdings stimmt das nicht ganz: Werden Verben substantiviert – also zu einem Nomen gemacht –, müssen sie grossgeschrieben werden. Das Tückische daran: Bis auf den Anfangsbuchstaben sieht das substantivierte Verb genauso aus wie die kleingeschriebene Grundform (Infinitiv). Bei den ersten zwei Beispielsätzen lässt sich das noch gut unterscheiden, doch was ist mit dem dritten Satz? 

  1. Wir wollen morgen einen Text schreiben
  1. Das Schreiben ist eine schöne Tätigkeit. 
  1. Keine Frage – schreiben/Schreiben macht uns Spass. 

So einfach ist die Sache also nicht. Deshalb haben wir ein Erste-Hilfe-Set zusammengestellt, mit dem sich die Substantivierung erkennen lässt. 

Artikelwörter: Besonders leicht lässt sich die Substantivierung an bestimmten und unbestimmten Artikeln erkennen, aber auch an Pronomen wie dieses, dein, ihr, unser und so weiter. Sie gehören auch zu den Artikelwörtern, weil man sie mit das ersetzen könnte. 

  • Das Schreiben ist eine schöne Tätigkeit. 
  • Dieses Warten ist lästig.
  • Ihr Bangen ist spürbar. 
  • Ein Nicken reicht. 
  • Kein Lachen der Welt ist so schön wie deins. 
  • Dem Trinken habe ich abgeschworen. 

Präpositionen: In Präpositionen wie aufs, am, ins, zum, beim und so weiter steckt jeweils ein Artikel (das oder dem): 

  • Beim Schreiben kommt sie zur Ruhe. 
  • Zum Lachen geht er in den Keller. 
  • Er ist ständig am Putzen. 

Aber auch nach Präpositionen ohne Artikel schreibt man das Verb gross: 

  • Mein Alltag besteht aus Schreiben und Essen.
  • Ohne Lernen zum Erfolg. 
  • Sie schwanken zwischen Hoffen und Bangen. 

Adjektive: Ein sicherer Hinweis auf die Grossschreibung ist schliesslich ein vorangestelltes Adjektiv: 

  • Lautes Lachen ist ansteckend. 
  • Langes Warten nervt. 

Manchmal geht beides: Beim dritten Beispielsatz (Keine Frage – schreiben/Schreiben macht uns Spass) ist sowohl die Gross- wie auch die Kleinschreibung korrekt. Denn man könnte einen Artikel, ein Adjektiv oder ein Adverb ergänzen: 

  • Artikel: Keine Frage – das Schreiben macht uns Spass. 
  • Adjektiv: Keine Frage – konzentriertes Schreiben macht uns Spass. 
  • Adverb: Keine Frage – konzentriert schreiben macht uns Spass. 

FAZIT: Substantivierte Verben werden grossgeschrieben. Man erkennt sie am Artikel, an einer Präposition oder an einem vorangestellten Adjektiv. Fehlen diese Hinweise, sind beide Schreibweisen korrekt. 

Reine Korinthenkackerei?

Für manche ist es übertrieben spitzfindig, zwischen «das gleiche» und «dasselbe» zu unterscheiden. Wer jedoch Wert auf korrekte und sorgfältig formulierte Texte legt, sollte diese Bedeutungsnuance kennen. Wann heisst es also zum Beispiel «das gleiche Notebook» und wann «dasselbe Notebook»?

«Dasselbe» betont die Einzigartigkeit einer Person oder einer Sache. Mit anderen Worten: Es gibt das, was durch das Substantiv beschrieben wir, nur ein einziges Mal:

Die Designerin arbeitet seit fünf Jahren mit demselben Notebook. Die Designerin nutzt also ein Notebook, das sie schon seit fünf Jahren besitzt.

«Das gleiche» wird hingegen verwendet, wenn sich zwei Dinge in ihren Eigenschaften oder Merkmalen zum Verwechseln ähnlich, aber nicht identisch sind. Das, was durch das Substantiv beschrieben wird, gibt es also mindestens zweimal:

Die Designerin arbeitet im Homeoffice mit dem gleichen Notebook wie im Büro. Die Designerin besitzt also zwei Notebooks vom gleichen Typ, eines zu Hause und eines am Arbeitsplatz im Büro.

Weil wir im Schweizerdeutschen nicht zwischen «dasselbe» und «das gleiche» unterscheiden, fällt es vielen schwer, sich die Regel zu merken. Da hilft diese Eselsbrücke: Zwei Dinge können sich nur gleichen – nicht selben.

Richtig koppeln mit Bindestrich

Der Bindestrich ist ein stark vernachlässigtes Satzzeichen. Ob in Fachtexten oder in der Werbung: Immer wieder geht er vergessen, wo er eigentlich hingehört. Besonders auffällig ist dieses Phänomen bei Kopplungen mit mehrteiligen englischen Begriffen. 

Die Begriffe «Social Media», «Mobile Marketing» oder «Corporate Design» sind vielen von uns mittlerweile geläufig. Stehen sie alleine, werden sie nicht gekoppelt. Es braucht also keinen Bindestrich. Sobald sich aber ein deutsches Wort hinzugesellt und die Wortgruppe zu einem Gesamtbegriff kombiniert wird, muss die ganze Konstruktion durchgekoppelt werden: 

  • Social-Media-Strategie
  • Mobile-Marketing-Leitfaden
  • Corporate-Design-Handbuch 

Dasselbe gilt aber auch für Aneinanderreihungen von deutschen Begriffen, zum Beispiel für Kombinationen mit Eigennamen. So schreibt man den Eigennamen «Max Frisch» selbstverständlich ohne Bindestrich, denn Vor- und Nachnamen werden nie gekoppelt. Das «Max-Frisch-Archiv» ist jedoch eine neue Bedeutungseinheit, die durch die Kopplung gekennzeichnet werden muss. Schreibweisen ohne durchgängige Koppelung sind zwar weit verbreitet, aber schlicht falsch.

Nicht immer offensichtlich

Oft kommt es bei der Sprache auf die feinen Unterschiede an. Diese sind aber nicht immer offensichtlich –  genau wie der Unterschied zwischen «offenbar» und «offensichtlich».

Das Wort «offenbar» lässt sich sowohl als Adverb als auch als Adjektiv benutzen. Als Adverb ist es gleichbedeutend mit «anscheinend» und heisst so viel wie «dem Anschein nach». Als Adjektiv hingegen heisst «offenbar» dasselbe wie «offensichtlich», nämlich «sehr deutlich» oder «klar ersichtlich».

Beispiele:

  • Beim Content Marketing kennt er sich offenbar aus.
  • Es ist offenbar, dass ihr Verhalten unpassend war.
  • Dieser Text wurde offensichtlich einer gründlichen Korrektur unterzogen.